8 Medaillen für das deutsche Team bei der EM in Poznan – Laurits Follert holt Gold mit dem Deutschland-Achter – Silber für Rommelmann

Deutschlandachter mit Gold, Follert hi. re. Bild: Seyb / DRV

Jason und Jonny mit EM-Silber Bild: Seyb / DRV

Deutschlandachter im Rennen, Follert 2.v.l. Bild: Seyb / DRV

 

 

 

 

 

 

 

Mit acht Medaillen im Gepäck – davon sechs in den olympischen und paralympischen Bootsklassen – fahren die Athletinnen und Athleten des Deutschen Ruderverbandes von der Europameisterschaft, in Poznań (Polen) nach Hause. Damit beendet der DRV die „niederländischen Festspiele“ auf dem vierten Rang in der Nationenwertung. Die Holländer holten insgesamt elf Medaillen, darunter achtmal Gold.

 

Achter Titel in Folge für den Deutschland-Achter

Der Deutschland-Achter wurde seiner Favoritenrolle erneut gerecht und holte den achten Titel in Folge. Die Mannschaft mit dem Krefelder Laurits Follert an Bord übernahm wie gewohnt vom Start weg die Führung. Bis zur 1.000-m-Marke hatte das DRV-Flaggschiff schon fast eine Bootslänge Vorsprung auf die engsten Verfolger aus den Niederlanden und Rumänien herausgerudert. Auf den letzten 500 m versuchten die Rumänen noch einmal näher zu kommen, aber die deutsche Crew ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und ruderte den Sieg mit über einer halben Länge ungefährdet ins Ziel.  Mission Titelverteidung accomplished. Follert sagte nach dem Rennen: „Wir sind uns unserer Favoritenrolle bewusst gewesen und haben diese auch angenommen. Nach so langer Zeit ohne Wettkampf, weiß man natürlich nicht, wie die anderen drauf sind. Aber ich denke, dass wir trotz der besonderen Situation das Training voll durchziehen konnten und damit den Grundstein für den Erfolg gelegt haben.“ so Follert.

„Ich bin sehr zufrieden. Wir sind gut vorbereitet hier angetreten und haben entsprechend das Ergebnis hier auch abgeliefert“, ergänzt Deutschlandachter-Trainer Uwe Bender.

 

Osborne und Rommelmann verpassen Gold nur knapp

Knapper hätte die Entscheidung im Finale des leichten Männer-Doppelzweiers nicht sein können. 13 Hundertstel fehlen Jason Osborne und Jonathan Rommelmann (Mainzer RV/Crefelder RC) am Ende zur erfolgreichen Mission Titelverteidigung.  Auf den ersten 500 m übernahmen zunächst die Italiener die Führung, dicht gefolgt vom deutschen Boot. Mit nicht einmal einer halben länge Rückstand gingen die Deutschen als Zweite auf die zweite Streckenhälfte und machten nun Meter für Meter gut. Aber auch die Belgier auf der Außenbahn kamen näher. Es lief alles auf einen spannenden Schlussspurt mit Fotofinish hinaus, den die Italiener am Ende mit einem Bugball für sich entschieden.  „Wir sind hierhergekommen, um den Titel zu verteidigen und Gold zu gewinnen. Wir haben am Ende auch noch einmal alles in eine Waagschale geworfen und scheitern dann im Photofinish. Wir haben uns aber nichts vorzuwerfen und freuen uns auch über Silber“, so Jonathan Rommelmann im Interview. Kurz vor dem Start gab es bei Jason Osborne noch ein kleines Problem mit den Schuhen. „Mir ist leider vor dem Start die Schnalle am Schuh gebrochen. Dadurch konnte ich den Fuß nicht richtig festschnallen. Wir haben aber noch eine Notlösung gefunden und dann hat es funktioniert.

 

Frauen Vierer-ohne wird Zwölfter

Der Frauen-Vierer ohne beendet die EM auf Rang 12. Im B-Finale kam die Mannschaft mit CRC-Sportlerin Sonja Schlosser nicht über einen sechsten Platz hinaus. Schlosser zeigte sich vom Abschneiden enttäuscht: „Wir haben leider den Anschluss an die internationale Spitze noch nicht. Da wartet noch eine Menge Arbeit auf uns.“

 

Frauen-Achter überrascht mit Silber

„Am Sonntag geht es um die Wurst“, hatte Steuerfrau Larina Hillemann nach dem Bahnverteilungsrennen am Freitag gesagt. Und davon schnitt sich der Frauen-Achter im Finale ein ganz großes Stück ab – und zwar das silberne. Nach einem guten Start ging der Frauen-Achter des Deutschen Ruderverbandes als Dritter hinter den Niederlanden und Rumänien auf die zweiten 500 m. Auf der zweiten Teilstrecke schoben sich die Rumäninnen an die Spitze, die Deutschen nahmen die Verfolgung auf. Nach Streckenhälfte lagen sie knapp eine Sekunde hinter dem Silberrang zurück, aber auch die Russen auf Rang vier machten Druck. Kurz vor der 1.5000-m-Marke schoben sich die Deutschen dann auf Rang zwei vor und verteidigten diesen bis ins Ziel.

„Sie haben heute alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Für mich war die Platzierung nie wichtig. Mir ging es immer darum, wie sie ihre Leistung, die sie im Training gezeigt haben, hier abrufen können. Und ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem, was sie heute gezeigt haben. Sie haben von hinten raus gearbeitet und sind dann über die Mitte gekommen. Das zeigt große Stärke und Charakter. Im letzten Jahr lagen wir noch 22 Sekunden hinter Rumänien, jetzt sind es nur noch zwei – das zeigt die großartige Entwicklung. Für uns ist das ein wirklich großer Schritt nach vorne“, freut sich Disziplintrainer Tom Morris.

 

Frauen-Doppelvierer holt Silber

Eine Medaille war das große Ziel, am liebsten die goldene. Im Finale des Frauen-Doppelvierers setzte sich zunächst das Boot aus der Ukraine an die Spitze. Die deutsche Crew ordneten sich auf Rang drei hinter den Niederländerinnen ein, die auf der zweiten Teilstrecke das Tempo erhöhten und sich an die Spitze schoben. Innerhalb von sieben Zehntel gingen die ersten drei Boote auf die zweite Streckenhälfte. Bis zur 1.500m-Marke zog das deutsche Quartett an den Ukrainerinnen vorbei. Auch die Polen hatten mittlerweile aufgeschlossen, ein Vierkampf um die Medaillen entbrannte. Doch die Deutschen behielten die Nerven, wehrten den Angriff ab und holen am Ende Silber. Disziplintrainer Marcin Witkowski zeigte sich zufrieden. „Die Silbermedaille ist ein gutes Ergebnis. Wir hatten ja im Vorfeld noch einmal die Position getauscht. Zudem hatten wir einige Krankheitsfälle während der Vorbereitung. Nach dem Vorlauf hatte ich schon etwas Appetit auf Gold bekommen, aber so ist das im Sport. Im Finale werden die Karten immer neu gemischt.“

 

Zeidler verpasst Medaille um zwei Hundertstel

Den Karren aus dem Dreck ziehen – das hatte sich Oliver Zeidler für das heutige Finale im Einer vorgenommen. Der Münchener ging das Rennen aggressiv an und setzte sich auf den ersten 500 m an die Spitze. Acht Zehntel vor dem Norweger Kjetil Borch, den der Deutsche vor der EM als seinen größten Gegner eingeschätzt hat, ging Zeidler auf die zweite Teilstrecke und setzte sich Stück für Stück von den Verfolgern ab. Mit knapp 1,5 Sekunden Vorsprung ging der Titelverteidiger auf die letzten 500 m – alles sah nach einer Medaille aus. Doch im Zielspurt fehlten ihm ein wenig die Körner und so schoben sich der Däne Sverri Nielsen, der überraschend starke Pole Natan Wegrzycki-Szymczyk und im Photofinish auch noch der Norweger Kjetil Borch am Deutschen vorbei. Am Ende fehlten zwei Hundertstel zu Edelmetall. „Ich lerne daraus, dass ich mich auf jeden Fall von Rennen zu Rennen steigern konnte und dass die anderen während Corona auch nicht geschlafen haben und dass ich jetzt im Winter auf jeden Fall ordentlich ranklotzen muss“, so Zeidler nach dem Rennen.

 

 

 

Weitere vier Medaillen in den nichtolympischen und den paralympischen Bootsklassen

Sylvia Pille-Steppat und Marcus Klemp gewannen jeweils die Bronze-Medaille in den paralympischen Einerklassen der Frauen und Männer.

Silber holten sich sowohl die Männer wie auch die Frauen des Deutschen Ruderverbandes in den nichtolympischen Leichtgewichts-Doppelvierern.

 

Fazit von Cheftrainer Ralf Holtmeyer

Der Cheftrainer des Deutschen Ruderverbandes zieht ein gemischtes Fazit der EM: „Wir haben uns in unseren starken Bootsklassen gut präsentiert. Allem voran natürlich mit der Goldmedaille im Männer-Achter und der knappen Silbermedaille im leichten Doppelzweier. Oliver Zeidler mit der knapp verpassten Medaille möchte ich hier unbedingt einschließen. Die Abstände waren ja sehr gering. Eine positive Entwicklung sehe ich im Frauen-Achter. Die Silber-Medaille ist ein großer Erfolg. Mit dieser Leistung haben wir eine realistische Chance uns noch für Tokio zu qualifizieren.“ so Holtmeyer.

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