Magere Ausbeute der Deutschen Ruderer bei den European Champiochips

Magere Ausbeute der Deutschen Ruderer bei den European Champiochips in München – Follert und Garth nur vierter mit dem Deutschlandachter

Die Bronze-Medaille von Alexandra Föster im Frauen-Einer konnte das schlechte Abschneiden des Deutschen Ruderverbandes bei der Heim-Europameisterschaft innerhalb der European Championships nicht wettmachen. Auch die deutschen Top-Boote wie Einerfahrer Oliver Zeidler und der Deutschlandachter konnten nicht überzeugen und gingen bei der Medaillenvergabe leer aus. Damit stand in der Medaillenbilanz des DRV nur eine Bronze-Medaille – natürlich zu wenig für den größten und in der olympischen Geschichte erfolgreichsten Ruderverband der Welt.

Nach dem zweiten Platz im Bahnverteilungsrennen hinter Großbritannien wollte der Deutschland-Achter diese Platzierung auch im Finale wiederholen. Die personellen Umstellungen und die Unerfahrenheit der nur noch mit drei Olympia-Teilnehmern besetzten Mannschaft schienen verkraftbar zu sein. Doch ein viel zu vorsichtiger Start verpatzte das Rennen. Großbritannien zementierte seine Ausnahmestellung und gewann klar vor den überraschend starken Niederlanden. Im Finish schob sich auch Italien noch vorbei und schnappte dem DRV-Boot Bronze weg. Die Enttäuschung bei den Ruderern und bei Trainer Uwe Bender war groß. „Im Bahnverteilungsrennen sind wir von vorne losgefahren, heute nicht. So waren wir in einer defensiven Rolle. Die junge Mannschaft hat auf der Strecke gekämpft, um wieder heranzukommen. Aber das kostete die Körner, die am Ende gefehlt haben“, sagte Bender.

Deutschlandachter fehlt „die Traute“

Deutlich äußerte sich „Ersatz“schlagmann Torben Johannesen, einer der Erfahrenen, der nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Mattes Schönherr auf die Schlagmann-Position gerückt war.

Julian Garth
Foto: (DRV)

„Heute ist ordentlich Lehrgeld gezahlt worden. Die Briten haben gezeigt, wie Achterfahren geht. Wir sind natürlich wenig eingespielt, aber heute war einfach die Traute nicht da.“

Laurits Follert
Foto: (DRV)

Schon am Sonntag fährt das Achter-Team weiter ins Trainingslager nach Völkermarkt (Kärnten). Laurits Follert vom Crefelder Ruder-Club wird im Trainingslager schon nicht mehr dabei sein. Der Silbermedaillengewinner von Tokio kann genau wie Team-Kollege Roggensack nicht bei der Weltmeisterschaft in fünf Wochen in Racice (Tschechien) teilnehmen, weil sie bei ihrem Arbeitgeber, der Bundespolizei, unabkömmlich sind. Das erschwert die Aufgabe in diesem „Lern- und Lehrjahr“ für Bundestrainer Bender weiter. Der Krefelder Jungstar Julian Garth freut sich dennoch auf die WM: „Wir wissen, dass wir eine junge Mannschaft sind. Wir müssen in die Zukunft schauen. Natürlich ist es schade, dass wir heute kein optimales Rennen gefahren sind. Aber daraus müssen wir lernen. Bis zur WM haben wir noch ein paar Wochen für die Vorbereitung.“

Frauen-Achter auf Rang fünf

Für den erst vor wenigen Wochen gebildeten Frauen-Achter war im A-Finale nicht mehr als der fünfte Platz möglich. Zum ersten Mal in dieser Saison saß auch die Krefelderin Lena Sarassa im

Lena Sarassa
Foto: (DRV)

Achter. Die Bundestrainer wollten das Boot so stark wie möglich besetzen. „Wir hatten nach der Umbesetzung nach den World-Cups noch nicht ausreichend Zeit die Mannschaft einzufahren. Das hat man vor allen auf der zweiten Streckenhälfte gemerkt.“ Sagte Sarassa.  Dänemark konnte das DRV-Boot hinter sich lassen, mit der Medaillenvergabe in einem schnellen Rennen hatten die deutschen Frauen aber nichts zu tun. Rumänien gewann vor Großbritannien und den Niederlanden, auch Italien landete vor der DRV-Mannschaft.

Anschluss an Top-Nationen verloren

Bei der EM hat sich gezeigt, dass der DRV in Europa den Anschluss zu den sportlichen Top-Nationen Großbritannien (6 Gold, 3 Silber, 1 Bronze), Rumänien (5-0-3), Italien (4-2-3) und Niederlande (2-4-3) verloren hat. 2023 ist die Weltmeisterschaft auch die Qualifikationsregatta zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Dort muss die Abwärtsspirale gestoppt werden. „Wir befinden uns in einem Orientierungsjahr. Bei der WM 2023 müssen wir aber in der Lage sein, anzugreifen. Darauf arbeiten wir hin und müssen stärker zusammenrücken“, sagt Sportdirektor Mario Woldt. Ab dem Herbst ist geplant, die Zentralisierung des A-Kaders auf wenige Stützpunkte wieder stärker umzusetzen, um im Hinblick auf Olympia effektiver mit den Booten arbeiten zu können. Ausgenommen von der Zentralisierung bleiben die Individualisten, der männliche und weibliche Einer-Bereich. Dazu soll die Kommunikation mit den Athleten verbessert werden.

Große Rückstände, technische Defizite

In der fünfwöchigen WM-Vorbereitung muss nun erst einmal versucht werden, viele Boote schneller zu machen. Die großen Rückstände mancher Boote gegenüber der Konkurrenz haben Bundestrainerin Brigitte Bielig sehr gestört. Deshalb müsse im physischen Bereich, teilweise aber auch an der Rudertechnik gearbeitet werden. „Die Bedingungen bei der EM waren durch den Gegenwind schwierig, aber sie haben gezeigt, dass es technische Defizite gibt“, sagt Bielig.

Über die Nominierung des WM-Kaders wird in den nächsten Tagen entschieden. Klar ist jedoch schon, dass der DRV mit einem kleineren Aufgebot als bei der EM zu den Weltmeisterschaften nach Racice (Tschechien) fahren wird. Im Männer-Skull-Bereich, der bis auf Zeidler wegen Corona-Erkrankungen nicht in München starten konnte, wird es aufgrund der mäßigen Weltcup-Ergebnisse noch personelle Veränderungen geben.

Der Fahrplan der WM-Vorbereitung

„Für uns heißt es jetzt Training, Training, Training“, sagt Bielig. Der komplette Männer-Bereich bis auf Oliver Zeidler startet die intensive WM-Vorbereitung bereits am Montag (15.8.2022) mit einem 15-tägigen Wasser-Trainingslager in Völkermarkt (Österreich). Einen neuen Weg beschreitet der komplette Frauen-Bereich bis auf Alexandra Föster, der vom 17. bis 28. August im Gebirgsort Zakopane (Polen) ein reines Athletik-Trainingslager bestreitet. Mit Krafttraining, Ergometerfahren, Radfahren und Wandern soll die physiologische Basis verbessert werden. Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung führt den kompletten WM-Kader dann nach Italien. Am Lago di Comabbio in der Lombardei beziehen Frauen (31.8. – 10.9.) und Männer (2. – 9.9.) getrennte Standorte. Am 14. September erfolgt die gemeinsame Anreise nach Racice.

Markus Wöstemeyer (Crefelder Ruder-Club)                 Hans Strauss (Deutscher Ruderverband)

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