Nach zweijähriger corona-bedingter Pause wurden an diesem Wochenende endlich wieder die Deutschen Kleinbootmeisterschaften in Krefeld (22.-24. April) ausgetragen. Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein wurden die Deutschen Meister im Rudern auf dem Elfrather See in Krefeld gekürt. Bei seitlichem Schiebewind konnten sich die Favoriten im Einer und Zweier ohne durchsetzen. Cheftrainerin Brigitte Bielig freut sich über die Ergebnisse: „Wir haben gute und spannende Rennen gesehen.“
Insgesamt 287 Athletinnen und Athleten haben für die nationalen Titelkämpfe auf den Elfrather See gemeldet. Nach der Langstecke Leipzig Anfang April sind die Deutschen Meisterschaften die zweite verpflichtende Maßnahme, deren Ergebnisse zur Bildung der Ruder-Nationalmannschaft für die Saison 2022 herangezogen werden.
Großer Umbruch
Im nach-olympischen Jahr ist aufgrund von Karriereende oder Pausenjahr zahlreicher Sportlerinnen und Sportler immer ein großer Umbruch in der Nationalmannschaft festzustellen.
So fehlt im Frauen-Skull-Team neben weiteren vier Olympia-teilnehmerinnen u.a. die Krefelderin Michaela Staelberg, die nach den Spielen von Tokio ein Pausenjahr eingelegt.
Nach dem Karriereende zahlreicher erfolgreicher Athleten weht auch im Team Deutschland-Achter ein neuer Wind. Auf der Heimstrecke in Krefeld wollten auch Olympia-Silbermedaillengewinner Laurits Follert mit seinem neuen Partner Julian Garth im CRC-Vereinszweier angreifen.
Auch der Frauen-Riemenbereich muss sich nach der verpassten Olympiaqualifikation neu aufstellen. CRC-Sportlerin Lena Sarassa mit ihrer Berliner Partnerin Hannah Reif wollen dabei ein Wörtchen mitreden.
Cheftrainerin Brigitte Bielig freute sich auf spannende und interessante Rennen. „Die Deutsche Kleinbootmeisterschaft ist für alle Bereiche über die 2.000 m Distanz ein wichtiger Schritt in die Saison. Der erste internationale Vergleich folgt dann bei der 102. Internationalen Hügelregatta (14./15. Mai) in Essen, da alle – außer Oliver Zeidler – den ersten Weltcup nicht fahren werden.
Föster erstmals Deutsche Meisterin
Den Auftakt am Sonntagvormittag machten die Frauen. Im Einer-Finale sah es bis kurz vor Schluss nach einer kleinen Überraschung aus, führte doch mit knapp einer Bootslänge die erst 19-jährige Aurelia-Maxima Katharina Janzen (Rostock). Erst ein Fehler von Aurelia Janzen, die mit ihrem Bugball in der Bojenkette hängenblieb und somit an Tempo verlor, ebnete den Weg für Alexandra Föster (Meschede). Die 21-Jährige nutzte die Chance und schob sich an die Spitze. Mit knapp einer Bootslänge Vorsprung gewann sie das Rennen und jubelte über ihren ersten Deutschen Meistertitel.
Heinermann konnte im Leichtgewichts-Einer auf sich aufmerksam machen
Louisa Heinermann (Krefeld) gelang es mit Platz zwei im Finale D auf sich aufmerksam zu machen. Mit dem Vorlauf schaffte sie bereits den Sprung unter die besten 24. Die junge Krefelderin gehört noch der U23-Klasse an und kann beim Einer-Test ihrer Altersklasse Ende Mai in Hamburg ihre Klasse unter Beweis stellen. „Mit dem Ergebnis bin ich echt zufrieden.“ sagte Heinermann „wenn man die Sportlerinnen aus dem A-Bereich raus rechnet, bin ich elfte U23.“
Zeidler siegt souverän
Oliver Zeidler (Frankfurt) hat im heutigen Finale nichts anbrennen lassen. Der 25-Jährige konnte sich schon auf der ersten Teilstrecke von der Konkurrenz lösen und ein einsames Rennen an der Spitze fahren. „Es ist natürlich noch recht früh in der Saison, deshalb war ich jetzt noch nicht so ganz in einer guten Form. Aber es hat am Ende gereicht, ich konnte das Rennen kontrolliert gestalten und von daher bin ich jetzt auch zufrieden. Mehr als gewinnen geht ja nicht“, so Zeidler nach der Siegerehrung.
Aus Krefelder Sicht konnte der noch in der U23-Klasse startende CRC-Athlet Jan Henrik Szymczak auf sich aufmerksam machen. Auch nach dem knappen Aus mit weniger als einer Sekunde Rückstand im Vorlauf, zeigte Szymczak eine starke Leistung. Mit Platz vier am Freitag war der Sprung unter die ersten 24 nicht mehr möglich, aber mit souveränen Siegen sowohl im Viertel- wie auch im Halbfinale qualifizierte Szymszak sich für das Finale E. Und auch dort gelang ein überlegener Start-Ziel-Sieg, so dass in der Endabrechnung Platz 25 zu Buche stand. „Mit der Setzung der Vorläufe hatte ich einfach ein bisschen Pech. Aber ich denke, dass ich zeigen konnte, dass ich auch im C-Finale eine Rolle spielen kann. Wenn bei der nächsten Einer-Überprüfung nur noch U23-Sportler dabei sind, werde ich noch einmal meine Chance bekommen. Ziel ist der Sprung in die Nationalmannschaft.“ sagte ein selbstbewusster Szymszak nach Abschluss der Regatta.
Silber im Frauen-Zweier-ohne geht nach Krefeld
Alyssa Meyer und Melanie Göldner (RC Tegel 1886/RC Potsdam) haben das Finale des Frauen-Zweier ohne mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Der mit großen Ambitionen ins Rennen gegangene Zweier mit Sarassa (Krefeld) und Partnerin Reif (Berlin) mussten nach einem gravierenden Steuerfehler die Konkurrenz zunächst einmal ziehen lassen. Doch wie schon in den vergangenen Rennen zündeten Lena Sarassa und Hannah Reif (Crefelder RC/RK am Wannsee) auf den letzten Metern den Turbo und schoben ihren Bug noch auf den zweiten Rang vor. So konnte sich das Duo noch die Silbermedaille bei der Siegerehrung unter dem Jubel des Krefelder Publikums abholen. „Wir hatten uns vorgenommen das Ding zu gewinnen und ich weiß noch nicht so richtig, ob ich jetzt enttäuscht oder nach dem Rennverlauf happy sein soll. Unser Ziel bleibt es weiterhin Deutschland im Zweier international zu vertreten.“ sagte Sarassa im Anschluss.
Enttäuschung im Männer-Zweier-ohne-Steuermann
Vier Rennen, vier Siege. An Olaf Roggensack und Mattes Schönherr (RC Tegel 1886/RC Potsdam) im Zweier ohne war bei dieser Deutschen Kleinbootmeisterschaft kein Vorbeikommen. Im Finale konnte sich das Duo auf der ersten Streckenhälfte mit einer Bootslänge absetzen und diesen Vorsprung bis ins Ziel verwalten.
Große Enttäuschung hingegen gab es bei den Lokalmatadoren Laurits Follert und Julian Garth, die im Zweier um die Plätze im Deutschlandachter kämpfen. Nachdem Follert in den letzten Jahren schon Erfolge im Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes feiern konnte, steht nach Silber in Tokio jetzt die Neubildung der Mannschaft an. Mit dem Jungstar Julian Garth, ebenfalls aus dem Crefelder Ruder-Club, sollte der Sprung in den Achter gelingen. Am Ende fand sich das Duo jedoch auf Rang zehn wieder – eine herbe Enttäuschung. Jetzt werden die beiden Krefelder sich international wohl erst in anderen Bootsklassen beweisen müssen, bevor eine Rückkehr in den Achter möglich ist.
Im Leichtgewichts-Zweier-ohne wäre eine Medaille möglich gewesen
CRC-Ruderer Mark Oedinghofen hatte die Medaille schon fest im Visier. Aber es kam anders. Zweierpartner Zyla aus Hürth meldete sich am Tag vor der Regatta mit einerm positiven Corona-Test. Damit war ein Start nicht mehr möglich.
Leistungsüberprüfung im Juniorenbereich
Parallel dazu findet die Leistungsüberprüfung der Juniorinnen und Junioren statt. Knapp 250 Sportlerinnen und Sportler gehen hier an den Start. Nach den Lehrgängen in den vergangenen Monaten ist es für die Junioren der nationale Saisonauftakt. Junioren-Bundestrainer Adrian Bretting freute sich auf die Rennen. „Das ist ein tolles Meldeergebnis. In Krefeld trafen erstmals alle Bereiche aufeinander. Insbesondere im Riemenbereich war es der erste gemeinsame Vergleich aller Regionalgruppen. Für den U19-Bereich geht es jetzt noch nicht um die Nationalmannschaftsnominierung, aber es ist der erste von mehreren Schritten.“
Parlow überzeugt im Einer
Ein gelungener Start in die neue Saison zeichnete sich schon im Vorlauf für Matthias Parlow vom heimischen Crefelder-Ruder-Club ab. In souveräner Manier qualifizierte er sich für die Gruppe der ersten 18 und hat damit alle Chancen in diesem Jahr Berücksichtigung in der Nationalmannschaft zu finden. Das B-Finale mit Platz zwei bedeutet in der Endabrechnung Rang acht unter den U19-Sportlern in Deutschland. „Ich bin absolut happy, dass es so gut gelaufen ist. Ich habe meinen Heimvorteil voll ausgenutzt und weiß jetzt, dass ich in der Liga mitspielen kann.“ so Parlow.
Hoffnungsvoller Nachwuchszweier
Ein schwieriger Start ins Wochenende war der Vorlauf am Samstagmorgen für den Zweier von Lena Giesing und Sophie Wurow. Ohne Chance mussten sie die anderen Boote ziehen lassen. Mit einer Steigerung von Rennen zu Rennen gelang ihnen aber ein versöhnlicher Abschluss mit dem Sieg im Finale E. CRC-Trainer Markus Wöstemeyer ordnete das Ergebnis ein: „Nach zwei Jahren Corona-Pause kommen die beiden quasi aus dem Anfängerrudern. Das klingt hart, entspricht aber der Realität. Ich habe gemerkt, dass die beiden sich die Wettkampfhärte hier erst einmal mit jedem neuen Rennen Schritt für Schritt erarbeitet haben. Und wir sind noch lange nicht am Ende. Die beiden wissen überhaupt nicht, wie stark sie sind.“
Herausragende Organisation und Herzlichkeit am Elfrather See
CRC-Vorsitzender Christoph Lüke und Regattaleiter Manfred Schehl zeigten sich nach der Großveranstaltung sichtlich zufrieden mit dem Ablauf. „Wir haben sehr viel positives Feedback bekommen.“ so Schehl. „Der Elfrather See bietet hervorragende Bedingungen für Regatten und ein tolles Ambiente.“
Judith Garbe Markus Wöstemeyer
(Deutscher Ruderverband) (Crefelder Ruder-Club)