Ich freue mich ungeMain

Ich freue mich schon ungemain auf das letzte Maiwochenende, wenn es wieder mit den CRC-Damen auf Tour geht. Diesmal geht es nach Unterfranken, aber eigentlich wollte ich hier kurz auf die letzte Damentour zurückkommen…in Brandenburg an der Havel.

Es ist nämlich so, dass ich zum ersten Mal mit dieser außergewöhnlichen Gruppe von rudernden Frauen unterwegs war, drei faszinierende Tage auf Wasser und Land verbracht habe und mich als Neue bereit erklärt hatte, den Bericht für den Dollenbruch zu schreiben. Das habe ich leider aus den verschiedensten Gründen verpasst und die 85ste Ausgabe des Vereinsblattes musste leider ohne unsere Tourbeschreibung veröffentlicht werden.

Da der Bericht seit Monaten fast fertig vorliegt, möchte ich ihn Euch nicht vorenthalten. Unsere Abenteuer auf der Havel eignen sich nämlich hervorragend zum Nachrudern. Denn während die Herren Probleme bezüglich Schiffbarkeit der Meuse hatten, haben wir Damen in bester Laune und bei strahlendem Sonnenschein den Möserschen See bezwungen. Aber jetzt nochmal von vorn.

Am 8. Mai 2024 fuhren wir Weiber sehr komfortabel und damenhaft mit der Bahn von Krefeld nach Berlin und weiter zu unserem diesjährigen Ziel Brandenburg an der Havel. Wie wir später erfuhren, profitiert die Gegend noch heute von einem Fehler in der Schöpfungsgeschichte. Im Dunklen und ohne jedes Licht ritzte der Herrgott am Ende des 6. Tages einen Fluss in den Boden, auf- und abwärts, ohne klare Richtung. Dann schaufelte er müde mit den Händen das Wasser in den Fluss, doch schwappte vieles daneben und bildete große Pfützen. Als der Schöpfer in die Tasche fasste, um nach Felsen, Buchen und Wein zu greifen – da erschrak er. In seinen Händen fühlte er nur noch dürren Sand, knorrige Kiefern und runde Kieselsteine, die er blind in die Dunkelheit warf. Und so kam es, dass wir 5 Tage lang eine atemberaubende Wasserlandschaft genießen durften.

Wir reisten mit leichtem Gepäck – die Boote wurden uns vom Ruderclub Havel Brandenburg zur Verfügung gestellt. Zwei schwere alte Schätzchen und ein etwas leichterer Vierer. Vierzehn Damen an den Skulls, zwei auf Fahrrädern unterwegs. Wie es sich für Crefelder Ruderrinnen gehört, fehlte es keinesfalls an sportlichem Ehrgeiz. Im Gegenteil, es wurde um der frühen Uhrzeit willen wiederholt am ausgewählten Picknickplatz vorbeigerudert, nur um Punkt 13.15 Uhr zurückzukehren und die Anlegestelle voll besetzt vorzufinden. Es kam unweigerlich zu kleinen Meutereien der Frauenschaft gegen die strenge Tourenleitung in Person von Birgit und Beatrix, endete aber stets in ausgelassener Stimmung und geteilten Leckereien.

Die erste Tour stand im Licht des Fritze Bollmann, der uns am Beginn der Regattastrecke uff`m Beetzsee überdimensional willkommen hieß und uns bis zu unserem Tagesziel am Café Fritze in Bollmannsruh begleitete. Der unglückliche Barbier und Hobbyangler ist ein Brandenburger Original, der für Petrus seinen Vollbart verantwortlich ist und im See versuff. Nach 35 Kilometern kamen wir müde und verschwitzt zum Bootshaus zurück…“die Rollsitze machen wir morgen sauber“…und zum Duschen blieb keine Zeit. Während also unsere Herren in Anzug und Krawatte den Vatertag begossen, kehrten wir sportlichelegant in unseren Wandershirts im Ristorante an der Werft an der Jahrtausendbrücke ein.

Gleich am ersten Abend bürgerte sich ein Ritual für den Absacker ein…letzte Runde auf den roten Kunstledersesseln im Hotelflur. Und vor dem Frühstück am nächsten Morgen wurde von Silke eine Viertelstunde Yoga zum Auflockern im Gartenhof angeboten und sofort als täglicher Programmpunkt auf den Tourenplan übernommen. Besonders das gegenseitige Stimulieren der Triggerpunkte im Nackenbereich hat uns jegliche Nachwirkungen des vortägigen Ruderns vergessen lassen.

Der zweite Rudertag führte uns über die ausgedehnte Seenplatte westlich der Stadt, im nördlichen Teil des Breitlingsees, entlang des Möserschen Sees und weiter quer über den Plauer See zum gleichnamigen Schloss.  Wieder hatten wir Glück mit einem windstillen, sonnigen Tag. Die beiden Radlerinnen Sigrid und Uta hatten die Anlegestelle schon klar gemacht, leider hatten wir das tägliche Pensum an Rudermeilen noch nicht erreicht und mussten trotz Protest die Havel noch ein Stück rauf- und runterfahren. Leider war die Anlegestelle am Biergarten jetzt besetzt, so dass wir den gegenüberliegenden Steg des örtlichen Ruderclubs ansteuerten. Der Steg war übrigens noch „beschissener“ als unserer am E-See, aber ein sehr netter Ruderwart stellte uns die Picknicklaube und Toiletten zur Verfügung und trug zu einer sehr vergnügten Pause bei. Nur beim Ablegen gab es ein kleines Malheur…“halt, das Boot ist noch festgebunden!“ Beim Anlegen an unserem Ruderclub Havel hatten wir es wieder auf knapp 30 Kilometer gebracht. Diesmal blieb Zeit, um uns für das Abendessen auf dem Marienberg schön zu machen. Eine bunte Pracht machte sich auf den Aufstieg durch den Bürgerpark.

Hier möchte ich nochmal auf die speziellen Regeln bei einem Damendinner des CRC eingehen, die wir uns als Neulinge erst aneignen mussten. 1.) Auf Vorspeisen wird verzichtet, damit die anderen nicht so lange warten müssen. 2.) Beatrix und Susanne trinken Aperol Spritz als Aperitif 3.) Ute hat regelmäßig keine Krabben in Ihrem Gericht und lässt sich einen neuen Teller bringen (die sogenannte Krabben-Nummer 4.) Für den Nachtisch sucht sich jede eine Partnerin zum Teilen

Nach einer weiteren Yogasession und einem reichhaltigen Frühstücksbuffet wurde der dritte Rudertag etwas entspannter angegangen. Wir umrunderten die Stadt Brandenburg mit dem Highlight Stadtschleuse. Für mich war es die erste kippelige Erfahrung mit einer Schleuseneinfahrt und zum ersten Mal hörte ich den wirkungsvollen Gesang meiner Mitruderinnen „Das Tor geht auf…“. Auch die Paddelurlauber waren beeindruckt von unserem Crefelder Frauenchor unter der Leitung von Christa. Die Havel ist nämlich ein Urlaubsparadies schlechthin, die Hausbootdichte imponierend. An diesem warmen Wochenende begegneten wir schwimmenden Whirlpools mit feiernden Jungesellinnen, die Dörthe mit ihrem trockenen Humor entsprechend kommentierte:  „Drehen sich Kreis – wie in der Ehe!“ Wir ruderten die Havel in östlicher Richtung und teilten unsere Picknickreste auf dem Grillplatz des Sportvereins Grün-Weiß-Kleinkreutz. Gemütlich trafen wir am Nachmittag an unserem Pier in Brandenburg ein und hatten Zeit, die geliehen Boote mit Havelwasser zu schrubben und Dehnübungen zu betreiben. Bei 15 Damen geht es dabei regelmäßig ein bisschen chaotisch zu…alle Frauen an die schwere Buhnehaus oder lieber zuerst die Odyssee aus dem Wasser holen…oder doch erstmal austreten…wer putzt gründlicher und wie tragen sich die Skulls am besten… und wer hat hier eigentlich das Kommando?!

…und damit wären wir bei Loriot, illustrer Sohn der Stadt Brandenburg, der sich am allermeisten für Kommunikationsgestörte interessierte und seine helle Freude an unserer Frauenmannschaft im Moment des Anlegens gehabt hätte. Loriot versüßte uns diesen letzten Abend, war er doch das Thema der Stadtführung, die uns die die überall präsenten Waldmöpse näher brachte, einer sehr scheuen Spezies, die sowohl vom Havelzander als auch von der Kohlmeise als ihren natürlichen Feinden bedroht ist. Unser Stadtführer, er hieß glaube ich Albrecht der Bär, hatte zudem einen ganzen Sack Playmobilfiguren dabei, um uns die übrige Historie der Stadt plakativ nachzustellen. Und weil es unser letzter war, gingen wir im späteren Verlauf des Abends noch auf die Suche nach den berühmten Nordlichtern. Es wurde eine fröhliche Nachtwanderung ohne Himmelsleuchten. Am letzten Morgen noch einen weiten Ausblick von der Friedenswarte und dann mussten wir uns leider vom Havelland verabschieden.

Diesen Artikel widme ich natürlich meinen 15 Kameradinnen. Wir sehen uns schon bald auf dem Main…

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