Nach der Europameisterschaft und dem ersten Weltcup in diesem Jahr wird es für die Ruderer des Deutschen Ruderverbandes jetzt ernst. Es geht nicht um Gold, Silber und Bronze sondern um Startplätze bei den Olympischen Spielen in Tokio. An diesem Wochenende werden von Samstag bis Montag die letzten begehrten Startplätze für die olympische Regatta vergeben. Auch der deutsche Frauenachter ist noch nicht qualifiziert. Die Krefelder Athletin Michaela Staelberg wechselt für die Qualifikation vom Doppelvierer in den Achter.
Die Ausgangssituation
In Tokio werden sieben Frauenachter an den Start gehen. Fünf Nationen haben sich bereits 2019 bei den Weltmeisterschaften für die Olympischen Spiele qualifiziert. Zwei weitere Startplätze werden noch über die Qualifikationsregatta an diesem Wochenende in Luzern (SUI) vergeben. Die Konkurrenz ist hochkarätig. Bei der Europameisterschaft im April holten die Mitkonkurrenten des deutschen Achters Rumänien, Niederlande und Russland die Medaillen. Der deutsche Achter kam auf Platz fünf ins Ziel. Als Vize-Europameister des Vorjahres war das eine kleine Enttäuschung. Als weiterer schwer einzuschätzender Gegner kommt für die Qualifikation in Luzern noch China hinzu.
Michaela Staelberg verstärkt den Achter
Wähnte sich der deutsche Frauenachter nach der Silbermedaille im Vorjahr bei den Europameisterschaften auf dem richtigen Kurs, so hat der fünfte Platz in diesem Jahr Unsicherheit über das erreichen der Olympiaqualifikation aufkommen lassen. Bundestrainer Morris hat daher zu ungewöhnlichen aber nachvollziehbaren Maßnahmen gegriffen. Drei Positionen im Achter wurden noch einmal neu besetzt. Ungewöhnlich ist diese Entscheidung, weil mit Michaela Staelberg und Pia Greiten zwei Skullerinnen ins Team kommen, die sich zuvor um die Plätze im Einer und Doppelvierer beworben hatten. Staelberg musste nach einigen Rückschlägen ihren Platz im Vierer räumen und ist seitdem Ersatzfrau des Doppelvierers. Der Krefelder Cheftrainer Markus Wöstemeyer ist überzeugt von der Entscheidung des Bundestrainers: „Mit Michi und Pia kommen noch mal zwei physisch sehr starke Athletinnen ins Boot, die auch den Wechsel vom Skullen zum Riemen meistern werden. Dazu kommt noch Tabea aus den USA dazu, die dann wohl die physisch stärkste im Achter sein dürfte.“ Tabea Schendekehl studiert in den USA und rudert dort für ihre Uni. Für die Olympiaqualifikation kehrt sie nach Deutschland zurück. Auch Staelberg ist von dem Projekt überzeugt: „Ich freue mich, dass ich aktiv in die Qualifikation eingreifen kann. Ich bleibe weiterhin Ersatzfrau im Vierer, habe aber die Möglichkeit mich mit dem Achter für Tokio zu qualifizieren und dort nicht nur als Ersatzfrau dabei zu sein, sondern auch um olympische Medaillen zu rudern. – Wenn alles klappt.“
Acht deutsche Boote bewerben sich noch für die Olympischen Spiele
Neben dem deutschen Frauenachter starten noch weitere sieben deutsche Boote bei der Olympiaqualifikation in Luzern. Insgesamt wird in Tokio in vierzehn Bootsklassen um Olympisches Gold gerudert. Der Deutsche Ruderverband ist bereits in sechs Bootsklassen qualifiziert. Darunter der Leichtgewichts-Männerdoppelzweier mit CRC-Sportler Jonathan Rommelmann und der Deutschlandachter mit Laurits Follert aus Krefeld. Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes Marion Woldt sieht in einigen Bootsklassen noch Chancen das begehrte Ticket zu lösen: „Ich denke wir haben eine Chance noch zwei bis drei Qualifikationsplätze einzuholen. Es ist aber auch ganz eng, egal in welcher Bootsklasse man an den Start geht.“ so Woldt.
Am Samstag werden die Achter um die Verteilung der Bahnen für das Finale rudern. Am Samstag um 12:00 Uhr ist dann das Finalrennen, in dem es um die Qualifikationsplätze geht. Die Rennen und Ergebnisse können via livestream auf der Seite des Weltruderverbandes verfolgt werden.
Markus Wöstemeyer (Crefelder Ruder-Club)