Zwei Titel bei den Deutschen Jugend- und Jahrgangs-Meisterschaft für den Crefelder Ruder-Club

Vom 24. bis 27. Juni fanden die diesjährigen Titelkämpfe um die Deutsche Jugend- und Jahrgangsmeisterschaft auf dem Essener Baldeneysee statt. Lena Sarassa und Julian Garth konnten erwartungsgemäß die Titel in den WM-Bootsklassen gewinnen. Sarassa ist für die U23-Weltmeisterschaften im Frauen Zweier ohne Steuerfrau nominiert und Garth im Männer-Achter. Sarassa gewann darüber hinaus auch noch Silber im Frauen-Achter.

Das lange Warten auf die nächsten Deutschen Meisterschaften hatte ein Ende. Und die Vorfreude auf eine Deutsche Meisterschaft spiegelt sich auch im Meldeergebnis wider. Rund 1.350 Meldungen, von Athletinnen und Athleten aus 165 Vereinen im Alter von 15 bis 22 Jahren, sind beim Ausrichter eingegangen. „Das Meldeergebnis hat mich sehr überrascht – positiv“, freut sich Andre Ströttchen, Sprecher des Vorstands beim Essener Ruder-Regattaverein und ergänzt „in Verbindung mit dem Hygienekonzept erfordert es jedoch auch hohe Achtsamkeit.“ Die vergangenen Wochen haben das Team um André Ströttchen vor große Herausforderungen gestellt. Dabei ging es in erster Linie darum, ein funktionierendes Hygienekonzept zu erarbeiten. In Essen musste jede Person, die das Gelände betreten wollte, akkreditiert sein und sich täglichen Corona-Tests unterziehen. Auch Zuschauer waren in dem Konzept vorgesehen, so dass die Rennen von etwa 750 Rudersportfans bejubelt werden konnten und auch die Siegerehrungen einen angemessenen Rahmen erhielten. Die Zuschauertickets waren nach der Freischaltung innerhalb weniger Stunden ausverkauft.

Aus den Lautsprechern der Regattastrecke ertönten dann zu den Rennen die vertrauten Stimmen der Regattasprecher Michael Hein und Boris Orlowski: Bei der Begrüßung um kurz vor 9 Uhr schlugen die Emotionen etwas hoch. Denn dass diese Finals stattfinden konnten, war lange keine Selbstverständlichkeit. Erst wenige Wochen vor den Meisterschaften, als die Inzidenzen unter 100 fielen, gaben sowohl die Stadt Essen als auch das Land NRW grünes Licht für die Deutschen Junioren- und Jahrgangsmeisterschaften. Damit ermöglichten alle Beteiligten und Verantwortlichen den jungen Ruderinnen und Ruderern eine sportliche Perspektive, indem sich endlich wieder direkt statt nur virtuell miteinander gemessen werden konnte. Es wurde sogar noch besser: Völlig untypisch und flach wie ein Brett lag der Baldeneysee auch an den Finaltagen dar. Der Wettergott hat weiterhin gute Laune und schafft „Labor- und Reagenzglas-Bedingungen“, wie es Orlowski nennt. Kaum ein Lufthauch, glattes Wasser und somit perfekte und faire Ruderbedingungen runden die gelungenen Meisterschaften ab. Und es beginnt endlich wieder ein Stück ruderische Normalität.

Bereits zur Nominierungsregatta vor drei Wochen in Ratzeburg hatten sich die CRC-Topathleten Lena Sarassa und Julian Garth für die U23-WM qualifiziert. Im Anschluss an die Nominierungsregatta ging es direkt ins Vorbereitungstrainingslager für die vom 8. bis 11. Juli in Racice (TCH) stattfindende WM. Für die nationalen Titelkämpfe in der U23-Altersklasse reiste die komplette Nationalmannschaft nach Essen um die Meisterschaft als letzten Test vor der WM zu nutzen. Erwartungsgemäß ließen die Nationalmannschaftsboote der nationalen Konkurrenz keine Chance. Sarassa konnte das Finale im Zweier mit ihrer Berliner Partnerin Hannah Reif mit mehr als 11 Sekunden Vorsprung für sich entscheiden. Sarassa durfte auch noch im Frauen-Achter ran. Der Bundestrainer hatte aus den Nationalmannschaftsmitglieder noch einen weiteren Achter gebildet, der dem zur U23-WM nominierten Achter Paroli bieten sollte. Das gelang zunächst auch sehr gut. Am Ende musste sich der Achter um Sarassa jedoch mit einer Sekunde Rückstand gegenüber dem WM-Boot geschlagen geben. Das bedeutete die Silbermedaille für Sarassa. Auch der Männer-Achter um Julian Garth ließ keinen Zweifel daran, dass die Mannschaft in Topform ist. Im Vorrennen ließ der „kleine Deutschlandachter“ die nationale Konkurrenz noch bis auf eine Sekunde herankommen. Im Finale zeigte die Mannschaft dann ein beeindruckendes Rennen, dass sie vom Start weg dominierten und mit einem sensationellen Vorsprung von 14 Sekunden für sich entschieden. Garth zeigte sich schon vor dem Rennen voller Selbstvertrauen. „Wir haben zum letzten Jahr zwei Positionen verändert und einen neuen Steuermann. Im letzten Jahr sind wir Europameister geworden. Mein Eindruck aus dem Training heraus ist, dass wir in diesem Jahr noch besser sind.“

Auch der Nachwuchsruderer Jan Henrik Szymczak versucht Anschluss an die Nationalmannschaft zu finden. In seinem ersten Jahr in der U23-Altersklasse gelang das nur begrenzt. Es gelang der Einzug in das A-Finale im Männer-Doppelzweier und im Männer-Doppelvierer. In beiden Bootsklassen musste sich Szymczak mit seinen Partnern dann jedoch gegenüber den Nationalmannschaftsbooten geschlagen geben. So standen am Ende ein sechster Platz im Zweier und der fünfte Platz im Vierer zu Buche. „Ich bin mit den Rennen, die wir hier in Essen abgeliefert haben, zufrieden. Mehr war gegen die anderen aktuell nicht zu holen. Im nächsten Jahr will ich um die Vergabe der Nationalmannschaftsplätze dann ein Wörtchen mitreden.“ So Szymczak.

Auch Louisa Heinermann stand im A-Finale des Leichtgewichts-Frauen-Doppelvierers. Für die junge Krefelderin sprang nach einem beherzten Finalrennen der undankbare vierte Platz heraus.

Neben den Titelkämpfen der U23-Altersklasse standen auch noch die Meisterschaften in den Altersklasse U19 und U17 auf dem Programm. Da es Corona bedingt in diesem Jahr nur sehr wenig Möglichkeiten gab sich mit anderen Mannschaften zu messen, kam der Wettkampf in dieser Altersklasse einer Wundertüte gleich. Vom Crefelder Ruder-Club erreichten bei den U17 Julian Krings und Justus de Gruyter das B-Finale im Leichtgewichts Doppelzweier. Das gelang in der gleichen Bootsklasse, allerdings eine Altersklasse höher bei den 17/18-jährigen auch Mark Oedinghofen mit seinem Mindener Partner Konrad Holsmölle. Als erfreulichen Abschluss der Meisterschaft konnten beide Zweier das B-Finale gewinnen und sicherten sich so Platz sieben in der Endabrechnung. Oedinghofen und Holsmölle traten noch im Leichtgewichts-Doppelvierer zusammen mit Jonas Schüller und Lasse Kubill (beide Crefelder Ruder-Club) an. In einem starken Feld konnte der Krefelder Vierer am Ende im A-Finale Platz vier erobern. Trainer Markus Wöstemeyer versuchte das Ergebnis einzuordnen: „Die Mannschaft konnten wir erst drei Wochen vor der Meisterschaft zusammensetzen. Vorher hatten wir auf Grund der Corona-Regeln keine Möglichkeit im Vierer etwas auszuprobieren, geschweige denn zu trainieren. Mein Eindruck ist, dass da in anderen Regionen schon länger mehr möglich war. Die Jungs haben sich auch hier in den vier Meisterschaftstagen noch weiter gesteigert und sind ein sehr fokussiertes Rennen gefahren.“

Ebenfalls in der U19-Altersklasse im Doppelzweier und Doppelvierer am Start war CRC-Sportler Matthias Parlow – allerdings in der offenen Klasse ohne Gewichtsbeschränkung. In diesem Disziplinbereich hatte es bereits einige nationale Trainingsüberprüfungen gegeben, um eine Nationalmannschaft für die Junioren-Weltmeisterschaften zu formen. Aus diesen Maßnahmen heraus hatte sich für Parlow die Kombination im Zweier mit seinem Partner aus München ergeben. Auch hier war das Training auf Grund von Entfernung und Corona-Regeln erst kurz vor der Meisterschaft möglich. Um den Aufwand nicht noch weiter in die Höhe zu treiben wurde um den Doppelzweier herum dann ein Vierer mit zwei weiteren Münchnern geformt. Leider stand am Ende im Doppelzweier für Parlow nicht die ersehnte A-Final-Teilnahme. Ein nicht ganz optimales Rennen im Halbfinale bedeutete den Einzug ins B-Finale. Die Crew mit Parlow und seinem Münchner Partner dominierte schließlich das B-Finale und krönte das Rennen mit dem Sieg und damit Platz sieben. Im Vierer reichte es mit einem souveränen Vorrennen zum Einzug ins A-Finale. Hier belegte die Mannschaft am Ende Platz sechs. Parlow war dennoch zufrieden: „Allein die Tatsache, dass wir Rennen im Vierer fahren konnten war schon toll. Das hätte vor einem Monat keiner für möglich gehalten. Wir hatten dadurch wenig Zeit uns im Vierer und Zweier vorzubereiten. Wir haben zwei Tage im Vierer und zwei Tage im Zweier trainiert. Mehr war einfach nicht möglich. Für mich steht im Vordergrund, dass wir uns von Rennen zu Rennen gesteigert haben.“

Ebenfalls vom CRC am Start waren Emilia Heßke, die im Leichtgewichts-Einer der 15/16-jährigen das Finale nicht erreichte, ebenso wie Nils Busch im Doppelvierer und Lena Giesing die mit ihrer Düsseldorfer Partnerin im U17-Doppelzweier im Halbfinale ausschied.

CRC-Cheftrainer Markus Wöstemeyer sieht die Meisterschaft mit gemischten Gefühlen. „Ich denke, dass die Platzierungen in den Finals leistungsgerecht sind und auch so in Ordnung gehen. Dass wir drei Mal das B-Finale gewonnen haben ist ein schöner Abschluss am Finaltag, aber da hätte auch gerne noch ein A-Finale dabei sein dürfen. Ganz besonders freue ich mich, dass Lena und Julian mit ihren WM-Mannschaften so einen starken Eindruck gemacht haben. Ihnen wünsche ich den maximalen Erfolg für die WM in zwei Wochen.“

In knapp zwei Wochen findet dann am 10. und 11. Juli in Krefeld auf dem Elfrather See die Deutsche Meisterschft der offenen Altersklasse statt. Dann versammelt sich in der Samt- und Seide-Stadt die nationale Ruderelite zum Kräftemessen.

 

Markus Wöstemeyer

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