Deutscher Frauenachter mit Michaela Staelberg verpasst die Olympiaqualifikation

Am Rotsee in Luzern ging es am Sonntag um die letzten Plätze für die Olympischen Spiele in Tokio. Die Finalläufe wurden wetterbedingt von Montag auf Sonntag vorgezogen. Vier der acht gestarteten deutschen Boote hatten noch die Chance, sich in den Finals zu qualifizieren. Am Ende des Tages reicht es nur für den Frauen-Doppelzweier – der Frauenachter verpasst mit Platz drei die Qualifikation. Ein Ergebnis, welches nicht für breite Zufriedenheit sorgt.

 

Frauen-Doppelzweier für Olympia qualifiziert

Nach dem Vorrennen am Samstag konnte man sich auf einen Dreikampf im Frauen-Doppelzweier zwischen Deutschland (mit Annekatrin Thiele und Leonie Menzel), Großbritannien und Russland einstellen – und so kam es auch. Nach 500 Metern waren die drei favorisierten Boote noch gleichauf. Im weiteren Verlauf mussten die Britinnen leicht abreißen lassen. Die Vorentscheidung war nach 1500 Metern gefallen. Das Duo aus Großbritannien konnte den Rückstand von zwei Bootslängen bis zum Ziel nicht mehr aufholen. Auf den letzten Metern zogen die Russinnen noch am deutschen Boot vorbei und sicherten sich damit den Sieg. Für Menzel/Thiele zu verkraften, denn das Ticket zu den Olympischen Spielen löste das Duo auch mit dem zweiten Platz ein.

Für Thiele ist es damit die vierte Teilnahme an den Olympischen Spielen, Menzel hingegen reist als Olympiadebütantin nach Tokio.

 

Olympia-Traum für den Frauen-Achter geplatzt

Früh musste die Mannschaft um Michaela Staelberg (Crefelder Ruder-Club) im Frauen-Achter anerkennen, dass die Konkurrenz heute zu stark war. Vor allem China und Rumänien ruderten im Finale den anderen drei Booten davon. Bereits zur Rennhälfte betrug der Rückstand auf den zweiten Platz mehr als fünf Sekunden. Aufgeben war aber dennoch nie eine Option. Auf den zweiten 1000 Metern wurde das Tempo nochmal angezogen und die Niederländerinnen abgefangen, sodass das deutsche Großboot als drittes den Zielstrich überquerte. Damit verpasst der Frauen-Achter, trotz guter Moral auf den letzten Metern, zwar nur um einen Platz aber am Ende dennoch deutlich, das Olympia-Ticket. Für Staelberg bedeutet das Ergebnis, dass sie weiterhin als Ersatzfrau für den Frauen-Doppelvierer in Tokio dabei ist. Staelberg lobte nach dem Rennen insbesondere die Moral: „Das war eine echte Mannschaftsleistung. Auch wenn es am Ende nicht ganz gereicht hat, haben wir es als Team versucht und müssen als Team mit der Niederlage umgehen. Wir können uns nichts vorwerfen. Wir haben bis zum letzten Schlag durchgezogen. Und das ist bei dem Rückstand nicht selbstverständlich.“ Auch CRC-Chefftrainer Markus Wöstemeyer sieht das Projekt Frauenachter auf dem richtigen Weg. „Ich fand die Entscheidung mit Pia und Michi zwei Skullerinnen in den Achter zu nehmen absolut richtig. Ich hoffe, dass wir das in Zukunft öfter sehen werden. Es bringt uns ja nicht weiter, wenn die starken Leute nicht zum Einsatz kommen, weil sie sich zunächst in einer anderen Bootsklasse versucht haben. Da müssen wir im deutschen Rudersport gesamtheitlich denken.“ so Wöstemeyer.

 

Fazit des DRV-Leistungssportes und Vorsitzenden Siegfried Kaidel

Nur eines der acht in Luzern an den Start gegangenen Boote konnte am Rotsee die Olympia-Qualifikation nachträglich perfekt machen. Im Gespräch mit Sportdirektor Mario Woldt, dem leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer und dem 1. Vorsitzenden Siegfried Kaidel konnte man gemischte Gefühle entnehmen.

Sportdirektor Mario Woldt sagte am Nachmittag: „Im Gesamtbild entspricht es den Erwartungen. Sicherlich würden wir uns über mehr Qualifikationsplätze freuen, doch aktuell verfügen wir auch nicht über die Tiefe.“ Dem stimmte auch Holtmeyer zu: „Im mittleren Jahrgang haben wir einfach ein Loch.

Doch Sportdirektor Woldt fand auch aufmunternde Worte: „Für den nächsten Zyklus haben wir hier schon einen guten Grundstein legen können in einzelnen Bootsklassen. Insofern gucke ich da positiv auf die nächsten Jahre“ und ergänzt hinsichtlich der anstehenden Olympischen Spiele: „Auch wenn wir nur sieben Boote qualifiziert haben, können wir positiv sagen, dass diese ein hohes qualitatives Niveau aufweisen.“

Mit dem leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer konnte das Ergebnis auch kritisch aufgearbeitet werden. „Ursprünglich hatten wir mal neun Boote für die Spiele angedacht, jetzt sind es sieben und das ist natürlich auch enttäuschend. Einen Fehler, den wir uns eingestehen können, ist, dass wir seit der Corona-Pandemie die Boote so gesehen haben, wie sie zu dem Zeitpunkt waren. Wir waren in Gedanken schon bei Olympia, dann kam die Verschiebung und wir haben nicht reagiert. Es gab keine individuellen harten Überprüfungen oder Regatten, wodurch wir in eine defensive Mentalität reingerutscht sind, die sich meiner Meinung nach nicht ausbezahlt hat.“

In der Verschiebung der Spiele sieht Holtmeyer auch Schwierigkeiten für die Athletinnen und Athleten. „Insbesondere für die älteren ist das natürlich auch eine Herausforderung zu sagen, dass man jetzt nochmal ein Jahr dranhängt.“ Positiv hingegen bewertet der leitende Bundestrainer die Entwicklung im Nachwuchs des Männer-Riemen-Bereich.

Positive abschließende Wort fand Kaidel für die letzten zwei nervenaufreibenden Tage. „Ich freue mich, dass wir mit dem Frauen-Doppelzweier nun noch ein siebtes Boot in Tokio am Start haben werden. Andere Mannschaften wie der Männer-Zweier, der Frauen-Einer und der Frauen-Achter, die jung besetzt sind, haben gute Leistungen geboten und ihre Perspektive schon für Paris 2024 gezeigt.“

Der Blick richtet sich nun in Richtung des zweiten Weltcups, der bereits am kommenden Wochenende (21.05 – 23.05) ebenfalls in Luzern stattfinden wird. Aus Krefelder Sicht sind hier wieder der Leichtgewichts-Männer-Doppelzweier mit Jonathan Rommelmann und der Deutschlandachter mit Laurits Follert am Start.

 

Hajo Hollatz (Deutscher Ruderverband)                 Markus Wöstemeyer (Crefelder Ruder-Club)

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