Seit Mitte März ist das Sporttreiben in Deutschland nur noch in Heimarbeit möglich. Alle öffentlichen Sportanlagen sind geschlossen und Sportvereine dürfen kein Training mehr anbieten. Selbst die Olympischen Spiele werden nicht in diesem Jahr stattfinden. Der Crefelder Ruder-Club hat das Training auf Homeoffice umgestellt. Zwar haben die wenigsten einen ausreichend großen Gartenteich zu Hause und auch kein Ruderboot, aber das ist kein Hinderungsgrund.
Die Trainingsmannschaft des CRC trainiert auf Ruderergometern, wie sie über den gesamten Winter zum Einsatz kommen. Die Sportler haben die Geräte, die sonst im Club allen für das Indoor-Training zur Verfügung stehen, jetzt im eigenen Zimmer, im häuslichen Keller oder auf der Terrasse stehen. Täglich sind verschiedene Trainingsprogramme zu absolvieren. Die Ergebnisse lassen sich leicht über soziale Medien übermitteln. Auch Technikkorrekturen sind mit kleinen Videos, die den Trainern zur Verfügung gestellt werden, möglich. CRC-Trainer Markus Wöstemeyer ist begeistert mit wieviel Enthusiasmus die Sportler ans Werk gehen: „Ich werde täglich mit allen Trainingsinformationen aus dem Homeoffice der Sportler versorgt. Mir ist es wichtig diese dann auch immer zu kommentieren und Tipps zu geben. So haben wir auf den Ruderergometern in den letzten Wochen seit dem Shut-down schon wirklich beachtliche Leistungssteigerungen erreicht, die ich vorher gar nicht für möglich gehalten hätte.“ Ende April soll die erste Phase dieses Trainings mit einem Ergometertest abgeschlossen werden, den jeder für sich allein zu Hause absolviert und anschließend die Ergebnisse übermittelt. Das wird noch mal ein richtiger Härtetest. Denn über die Distanz von 2000m, oder je nach Altersklasse auch 1500m, geht es darum das letzte aus sich herauszuholen. Diese Tests werden auch sonst über das ganze Jahr verteilt durchgeführt, um den Leistungsstand der Sportler zu erfassen. Im Normalfall steht dann aber noch der Trainer daneben um wichtige Tipps im Testverlauf zu geben oder auch einfach nur anzufeuern um die letzten Reserven zu mobilisieren.
Für die Olympischen Spiele 2020 waren drei Sportlerinnen und Sportler des Crefelder Ruder-Clubs nominiert. Michaela Staelberg im Frauen-Doppelvierer als Titelverteidiger (2016 in Rio noch mit Schlagfrau Lisa Schmidla als Olympiasieger), Jonathan Rommelmann als letztjähriger WM-Medaillengewinner im Leichtgewichts-Doppelzweier und Laurits Follert im Deutschlandachter. Auch die Top-Athleten sind jetzt im Heimtraining. Rommelmann sagte zur Situation: „Bis zu den Spielen ist es ja jetzt noch ein bisschen hin. Da steht vor allem das Grundlagentraining im Vordergrund. Das lässt sich auch prima auf dem Ruderergometer und dem Rennrad absolvieren.“ Darüber hinaus möchte Medizinstudent Rommelmann die Zeit nutzen, um seine Doktorarbeit zu beginnen. Follert sagte: „Für die Verlegung der Spiele habe ich volles Verständnis und finde es absolut richtig. Was mir momentan fehlt, ist vor allem das Training im Boot auf dem Wasser. Ich hoffe, dass es bald Lockerungen gibt.“
Auch CRC-Trainer Wöstemeyer bereitet die Sperrung des Trainingsgewässers Elfrather See die größten Sorgen: „Alle Wettkämpfe einschließlich der Saisonhöhepunkte Weltmeisterschaften und Deutsche Meisterschaften wurden bis Mitte August gestrichen. Das sind keine guten Nachrichten. Ich denke, dass alle Sportler diese Entscheidung verstehen und mittragen. Dennoch ist es für alle motivierend und wichtig sich bald wieder mit Trainingspartnern auf dem Wasser im direkten Duell messen zu können. Die Abstandsregel können wir dort jedenfalls problemlos einhalten.“