Drei Wochen nach dem Weltcupauftakt in Zagreb (CRO) steht am kommenden Wochenende der zweite Weltcup in diesem Jahr an. Austragungsort wird der Rotsee in der Schweiz sein. An der berühmten Strecke in Luzern fand bereits am vergangenen Wochenende die Finale-Olympia-Qualifikation statt. Nun treten sechs der sieben für die Olympischen Spiele qualifizierten deutschen Boote gegen die internationale Konkurrenz an. Für das deutsche Team, das mit 11 Booten in die Rennen geht, eine weitere Möglichkeit, um Wettkampfpraxis zu sammeln und eine aktuelle Standortbestimmung zu erhalten.
Oliver Zeidler als klarer Favorit
An den Weltcupauftakt-Erfolg in Zagreb will Oliver Zeidler (Donau-Ruder-Club Ingolstadt e.V.) anknüpfen und auch auf dem Rotsee gehört Zeidler trotz insgesamt 30 Meldungen im Männer-Einer mit zum Favoritenkreis auf den Sieg. In den vergangenen drei Wochen hat er weiter gut trainiert und ist bereit, sich erneut mit den besten Ruderern zu messen. Der Däne Sverri Nielsen ließ die Reise auf die Balkanhalbinsel aus, nachdem bei der EM in Varese die Silbermedaille hinter Zeidler für ihn herausgesprungen war. Im Jahr 2020 holte Nielsen noch den Europameistertitel. Zeidler will am Rotsee seine bestechende Form bestätigen und seine Rivalen Nielsen (Dänemark) und Kjetil Borch aus Norwegen in die Schranken weisen.
Korge/Leske wollen sich zeigen
Auch Maximilian Korge (Berlin) und Marc Leske (Crefelder Ruder-Club 1883 e.V.) waren als Ersatz am vergangenen Wochenende bei der Olympiaqualifikation dabei. Das Duo bekommt in Luzern nun die Möglichkeit sich im internationalen Vergleich zu messen und zu zeigen, dass im nächsten Olympiazyklus mit beiden im Männer-Riemen-Bereich zu rechnen ist. Neben dem Start im Zweier sollen sich beide jedoch auch im Ernstfall als Ersatz im Männer-Achter bereithalten. Die Saison über hat das Duo ebenfalls intensiv mitgestaltet, so dass sie nun nach vielen Trainingsstunden auf dem Wasser merklich auf Wettkampfbedingungen brennen.
Kräftemessen mit Irland für Osborne und Rommelmann
Im Leichtgewichts-Doppelzweier gibt es für Jonathan Rommelmann (Crefelder Ruder-Club 1883 e.V.) und Jason Osborne (Mainz) nur ein Ziel. Den Auftakterfolg von Zagreb zu wiederholen und die aktuelle Form somit zu bestätigen. Das Duo geht aufgrund des Erfolges als Top-Favorit in den zweiten Weltcup. Allerdings ist im Vergleich zu Kroatien mit dem Boot aus Irland einer der derzeit stärksten Kontrahenten dabei. In diversen Analysen hat man bereits das Rennverhalten studiert und möchte tatkräftig dagegenhalten. Bei der EM mussten die Deutschen den Iren den Vortritt lassen. In der Schweiz und später auch in Japan soll die Reihenfolge anders aussehen. Bundestrainerin Sabine Tschäge ist der Fokus auf die Olympischen Spiele wichtig. „Die Jungs brauchen Rennpraxis nach dem letzten Jahr fast ohne Wettkämpfe. Das Ergebnis ist aktuell immer nur ein Indiz, wie wir das Training noch optimieren können. Wir wollen in Tokio Bestleistung zeigen. Jedes gute Rennen gibt natürlich auch Selbstvertrauen“ so Tschäge.
Deutschlandachter auf Kurs Revanche
Nach der enttäuschende EM, und dem aufgrund zu geringer Meldungen abgesagtem Weltcup in Zagreb, nimmt der Deutschland-Achter von Trainer Uwe Bender sich nach intensiver Vorbereitung viel vor für den anstehenden Weltcup in Luzern. Unter anderem mit Rennsimulationen wurde in den letzten Wochen am Feinschliff trainiert. Die Crew um den Krefelder Laurits Follert trifft in Luzern erneut auf Großbritannien und die Niederlande – beide Boote lagen bei der EM noch vor den Deutschen. Nun bietet sich am Rotsee die Möglichkeit ihren Auftritt aus Varese vergessen zu machen und sich mit Blick auf Olympia das gewohnte Selbstbewusstsein zurückzuholen. Follert sieht den Rennen in Luzern zuversichtlich entgegen. „Wir haben nach der EM noch einmal alles analysiert und auch einige Umstellungen im Training vorgenommen. Die Mannschaft will zeigen, dass uns da ein Ausrutscher passiert ist. Der Wille und der Zusammenhalt im Team sind auf alle Fälle da.“ so Follert.
Einschätzung des leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer
Vor dem Weltcup II in Luzern äußert sich auch der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer zur sportlichen Situation. „Der Weltcup hat jetzt natürlich eine hohe Bedeutung, auch wenn viele Überseenationen fehlen, die sich das Corona-bedingt derzeit nicht antun möchten. Das kann man dann auch verstehen.“ Holtmeyer ergänzt: „Wir können nicht genau sagen, wie die Meldungen der anderen Nationen beim letzten Weltcup in Sabaudia sein werden, daher ist das jetzt schon richtungsweisend.“ Auch hinsichtlich einzelner Bootsklassen gibt Holtmeyer eine Einschätzung ab. „Beim Achter wird es spannend zu sehen sein, was sich nach Varese getan hat. Olli wird im Einer seinen Weg machen, ebenso wie unser leichter Doppelzweier. Der Frauen-Doppelvierer war zuletzt nicht ganz zufrieden, da bin ich gespannt, ob die sich verbessern können.“
Auch der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel wünscht dem Team viel Erfolg beim zweiten Weltcup. „Die Zeit bis zu den Olympischen Spielen wird immer knapper und mir ist bewusst, dass die Anspannung und der Druck auf die Athletinnen und Athleten steigt. Umso mehr wünsche ich Ihnen nun neben gesundheitlichem Wohlbefinden auch sportlichen Erfolg beim zweiten Weltcup in Luzern.“
Hajo Hollatz (Deutscher Ruderverband) Markus Wöstemeyer (Crefelder Ruder-Club)