Bei sonnigem, aber auch wechselhaftem Herbstwetter, wurde am vergangenen Wochenende nicht nur bei der EM in Poznan, sondern auch in Werder (Havel) um die Titel bei den 24. Deutschen Sprintmeisterschaften gerudert. Es war die einzige Deutsche Meisterschaft, die aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr durchgeführt werden konnte. Insgesamt 91 Vereine hatten in 438 Booten für die 450 m Distanz gemeldet – ein Rekordergebnis. Die Veranstaltung zog aufgrund der Nähe auch besonders viele Vereine aus dem benachbarten Berlin an. Die darüber hinaus bundesweite Beteiligung an den Meisterschaften verdeutlichte, wie groß das Verlangen nach Wettkämpfen unter den Athleten und Athletinnen war.
Die überwältigen Meldezahlen hielten was sie versprachen – von Spannung geprägte Wettkampftage mit insgesamt 35 Medaillenentscheidungen.
Breite Verteilung der Titel
Bemerkenswerte 44 Vereine konnten mindestens eine Medaille für ihre Stadt gewinnen. Besonders erfolgreich war der RC Potsdam mit sieben Medaillen (6xGold, 1xSilber).
Bei kühlen, überwiegend bewölkten, 11 Grad am Samstag wurden ab 15:30 Uhr die insgesamt 20 Finalläufe ins Rennen geschickt. Pünktlich mit dem ersten Ruderschlag ließ sich dann auch erstmals die Sonne blicken – sehr zur Freude der Aktiven, Betreuer und Offiziellen. So herrschten bei leichtem Seitenwind hervorragende Ruderbedingungen auf der Havel.
15 weitere Titel-Entscheidungen fielen dann am Sonntag. Bereits am Morgen versprach ein beeindruckender Regenbogen, der sich über der Regattastrecke an der Insel in Werder (Havel) aufbäumte, einen verheißungsvollen Tag. Spektakuläre Finalläufe – aufgrund der Hygieneverordnungen leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit – sorgten für ein gelungenes Regatta-Wochenende.
Zwei Medaillen für den Crefelder RC
Der Crefelder Ruder-Club konnte zwei Medaillen vom Meisterschaftswochenende mit nach Hause nehmen. In den Samstags-Finals ruderte der Männer-Vierer mit Steuermann zu Bronze. Michael Naß, Moritz te Neues, Achim Behrens, Paul te Neues und Steuermann Justus de Gruyter steigerten sich von Rennen zu Rennen und zeigten dann im Finale ihr bestes Rudern. In den Vorausscheidungen waren sie den Booten aus Münster und Hannover noch unterlegen. Im Finale verwies der Krefelder Vierer diese dann auf die Plätze. Hinter den Booten aus Leverkusen und Hameln bedeutete das die hochverdiente Bronze-Medaille. Ebenfalls mit Bronze dekoriert wurde der CRC-Frauenachter mit Sophie Baloghy, Pia Renner, Theresa Lomertin, Sophia Wüllner, Lara Horster, Theresa Hülsmann, Lina Mölder, Melissa Isen und Steuermann Philipp Grunenberg. Im Finale setzte sich das Boot aus Potsdam souverän an die Spitze und fuhr einen Start-Ziel-Sieg ein. Nach verhaltenem Start kamen der CRC-Achter immer besser ins Rennen und hätte die Hamburgerinnen fast noch auf der Ziellinie abgefangen. Mit der Winzigkeit von nicht einmal einer halben Sekunde reichte es hinter Hamburg am Ende für Platz drei.
In fünf weiteren Finals war der CRC vertreten. Besonders eng ging es im Männer-Achter zu. Nach dem Vorlauf-Sieg galt der Krefelder Achter mit Michael Naß, Moritz te Neues, Achim Behrens, Hendrik Klose, Joost Follert, Jan, Renner, Lars Hermsdorfer, Paul te Neues und Steuermann Justus de Gruyter als Mitfavorit auf die Medaillen. Im Finale verpassten die Recken des CRC das Podium mit einem Rückstand von weniger als einer Sekunde. Moritz te Neues zeigte sich enttäuscht: „Wir wollten unbedingt die Medaille. Wir sind echt down. Das ist im dritten Jahr in Folge der vierte Platz. Wir waren schon im Vorlauf echt gut drauf. Aber auch der andere Vorlaufsieger, Münster, hat keine Medaille geholt. Da hat den anderen, die über den Hoffnungslauf mussten, das vielleicht eher genutzt ein Rennen mehr zu haben.“
Auch im Junioren-Doppelvierer kam es zu einem Herzschlagfinale. Im größten Vierer-Feld der Meisterschaft mit 21 gemeldeten Booten hatte sich die CRC-Mannschaft mit Jonas Schüller, Matthias Parlow, Pascal Friedrich, Lasse Kubill und Steuermann Henry Flocken über Vorlauf, Hoffnungslauf und Halbfinale kontinuierlich gesteigert und bis ins Finale vorgekämpft. Innerhalb von zwei Sekunden rauschten alle sechs Final-Boote über die Ziellinie. Das Zielfoto sah die Crew vom Crefelder Ruder-Club auf Rang fünf. Schlagmann Jonas Schüller war dennoch zufrieden: „Wir haben echt toll gekämpft und gesehen, dass man mit jedem Rennen besser wird. Eine Medaille wäre natürlich trotzdem toll gewesen. Wir müssen uns aber nichts vorwerfen.“ so Schüller.
Ebenfalls im Finale vertreten war der Frauen-Vierer mit Steuerfrau des Crefelder RC mit Sophie Baloghy, Theresa Hülsmann, Theresa Lomertin, Sophia Wüllner und Steuermann Philipp Grunenberg. Nach knappen Vorentscheidungen und dem Finaleinzug stand am Ende ein undankbarer vierter Platz.
Zudem stand Schlagfrau Baloghy zusammen mit Pia Renner auch noch im Finale des Frauen-Zweiers. Hier war es in einer klaren Entscheidung am Ende Platz fünf für die Krefelderinnen.
CRC-Cheftrainer Markus Wöstemeyer zieht ein gemischtes Fazit: „Bei so großen Feldern, die wir in der Vergangenheit noch nicht bei Sprintmeisterschaften gesehen haben, ist es nur logisch, dass du nicht in allen Finals stehen kannst. Die anderen können ja auch rudern. Besonders schade ist natürlich, dass wir es im Männer-Achter wieder nicht geschafft haben eine Medaille zu gewinnen. Und unser Junioren-Vierer hat sicherlich auch noch eine erfolgversprechende Zukunft vor sich. Hätten wir in diesen knappen Rennen noch Medaillen gewonnen, wären wir im Medaillen-Spiegel ganz weit vorne dabei. Das zeigt aber auch die Breite bei dieser Veranstaltung. Auch wenn einige Boote nicht im Finale gelandet sind, konnte ich hier doch deutliches Potential erkennen. Unsere Spezialstrecke ist ja auch nicht der Sprint.“ so Wöstemeyer.
Großartige Veranstaltung
Im Vorfeld der DSM erarbeitete der Ruder-Klub Werder (Havel) gemeinsam mit dem Ressort Wettkampf ein Hygienekonzept, um die Meisterschaften überhaupt durchführen zu können. „Das Hygiene-Konzept wurde ausnahmslos umgesetzt”, erklärt Ulrike Hartmann, Mit-Organisatorin und Beisitzerin des Rechtsausschusses. Nur in seltenen Fällen musste auf das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung hingewiesen werden. „Die Hinweise wurden jedoch von den Teilnehmern gut angenommen“, so Hartmann.
Nach der Ausrichtung eines Renntages der Ruderbundesliga im Jahr 2018, kam es in diesem Jahr mit den Deutschen Sprintmeisterschaften zu einer Premierenveranstaltung. „Das sind die ersten Deutschen Sprintmeisterschaften, die wir hier in Werder (Havel) ausgerichtet haben, und wir sind sehr glücklich über den guten Verlauf und die vielen positiven Rückmeldungen“, resümiert Hartmann freudig.
Judith Garbe (Deutscher Ruderverband) Markus Wöstemeyer (Crefelder Ruder-Club)